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'Neues aus Satiristan'


30. Folge (August 2024)

Kommt Zeit, kommt Rat?
Wenn der DHL-Bote zu uns kommt, bekommt er immer einen Euro – für die Kaffeekasse. Den bekommt der DHL-Bote in der
Duisburger Ottostraße nun nicht mehr. Er wird ihn auch vorher schon nicht bekommen haben, denn jetzt bekommen die Bewohner des
weißen Riesen mit seinen 230 Wohnungen nichts mehr von DHL geliefert. „Meine Mitarbeiter wurden bedrängt, es kam immer wieder
zu herausfordernden und bedrohlichen Situationen“ sagt der Leiter der Duisburger DHL-Niederlassung Christoph Hollmann. Wir haben
in diesem Land kaputte Straßen, marode Brücken und zu viele Züge, die nicht fahren. Aber auch unsere soziale und emotionale
Infrastruktur ist im Laufe der Jahre schwer vernachlässigt worden. Wenn hier weiter Brücken zwischen Menschen gesprengt, Wege
zueinander verdreckt und Verbindungen gestrichen werden, wird das Päckchen, das jeder von uns zu tragen hat, noch schwerer
werden. Und DHL wird es uns nicht abnehmen. (Quelle: Die Zeit 01.08.24)


Gut angekommen
Wir waren beim 50jährigen Jubiläum des Berufsverbandes bildender Künstler (BBK) im Darmstädter Designhaus auf der Mathildenhöhe engagiert. Zum Motto „Kunst kann …“ scheint uns genug Originelles eingefallen zu sein, denn wir hatten den Eindruck: wir sind gut angekommen.
(Photo: Sigi Awizio)






Nicht dagegen anzukommen
Dies ist der Sommer, in dem sich P.J. radikalisiert hat: wegen der schleimlichen Fraßschrecken! Während in den Mainstreammedien nach wie vor obskur verbreitet wird, Nackschnecken ließen sich absammeln, Gehäuseschnecken seien harmlos und Weinbergschnecken würden kein frisches Grün zu sich nehmen, hat er diese Fakenews empirisch falsifiziert. Wer diese Dahlie gesehen hat, kann keine seriösen Argumente gegen nukleare Abschneckung anführen.




Kommt einem bekannt vor
Im Amsterdamer Hauptbahnhof dreht der 33jährige Obdachlose Hadjer Al-Ali seine Runde auf der Suche nach Pfandflaschen. Er entdeckt ein Portemonnaie mit rund 2 000 Euro – und bringt es zur Polizei. Von der Polizei bekommt er einen Gutschein über 50 Euro. In einer Onlinekampagne wurden an nur einem Tag 34 102 Euro für ihn gespendet. Außerdem wurden ihm mehrere Arbeitsstellen angeboten. Diese Geschichte haben wir alle längst mitbekommen. Ja, aber
wir finden: in unserer vermeckerten, verpienzten und vernölten Gesellschaft kann diese Geschichte nicht oft genug erzählt werden.
(Quelle: FAZ 26.06.24)

Besuch bekommen
Ein Eichhörnchen hat es, wie auch immer geschafft, über Evelyns Arbeitszimmer im Dach einen Kobel zu bauen und hat dort mindestens ein Junges großgezogen. Manchmal hockt es auf dem Fensterbrett und trinkt aus dem Untersetzer des Blumenkastens. So sind wir doch noch zu einem Wohnprojekt gekommen.
P.S. Wir spielen unser aktuelles Programm „Hoffmanns Erzählungen“ am 10. August ab 20.00 Uhr beim Wohnprojekt Agora in der Erbacher Straße 89; bei schönem Wetter freilicht.
Mit sommerlichen Grüßen
Eure Kabbaratze



29. Folge (April 24)

Wir sind uns sicher
Unser Freund Roland Hotz vom Kikeriki hat uns ein Buch geschenkt: „Der neue Kulturkampf“ von Susanne Schröter. Über woke Leute haben wir uns schon länger lustig gemacht, Gendern war eine private Angelegenheit und harmlos und dss uns die notorisch Bessermeinenden das Etikett „Rassisten“ ankleben würden war uns auch klar. Aber das ganze Ausmaß dieser gut organisierten woken Verleumdungsmaschinerie verblüfft und entsetzt. Das Buch ist bei Herder erschienen und ist seine 20 Euro mehr als wert.
ACHTUNG: der empfohlene Text ist in der Lage liebgewonnene Gewißheiten und Selbstverständlichkeiten rücksichtlos platt zu machen.

Ganz gewiß
Der Frühling kommt nicht, er ist längst da und macht nur eine Pause. Bei uns im Garten sind die Vergißmeinnicht noch nicht verblüht, da blühen bereits die ersten Rosen. Die erste war eine Stanwell Perpetual (eine Pimpinellafolia von 1838), die zweite eine Belle Poitevin (eine Rugosa von 1894). Wir sind uns gewiß, dass das nicht alle interessieren wird, aber für die, die es interessiert, ist das eine wichtige Nachricht.

Textsicher
Im schönen Guntersblum hatten wir textsicher bei lieben Freunden den ersten Test unseres neuen Programms „Hoffmanns Erzählungen – Wendler kommentiert“. Der Blick mit Putin in die Geschichte könnte eine starke Nummer werden und auch die nostalgischen Lutscher beim Kinderbücherquiz wurden uns förmlich aus den Händen gerissen. Bei der Premiere am 27. April im HalbNeuntheater können wir ein Intro spielen, daß danach niemand mehr sehen wird.

Wir sind uns unsicher
Wenn es Volker Wissing nicht gäbe, dürften wir am Wochenende nicht mit dem Auto nach Speyer, Bensheim und Schweinfurt fahren. Dann könnten wir dort nicht auf die Bühne und damit auch kein Geld verdienen. Wenn wir kein Geld mehr hätten, könnten wir uns auch kein Heizöl mehr kaufen. Wenn wir kein Heizöl mehr hätten, müßten wir uns eine Wärmepumpe kaufen, die wir uns (s.o.) nicht leisten könnten. Wenn wir kein Heizöl verbrennen könnten, würde auch weniger CO2 in die Atmosphäre gelangen. Dann würden die Winter wieder kälter werden und wir müßten mehr frieren. Wenn wir uns dafür jetzt bei Volker Wissing bedanken wollten, müßten wir all das glauben. Wenn wir all das glauben wollten, könnten wir nicht unterscheiden, ob es sich bei Volker Wissing um eine künstliche Intelligenz oder natürliche Dummheit handelt. Evelyn ist immerhin so weit, daß sie Christian Dürr einen Kuß geben würde, wenn sie sicher sein könnte, daß er sich in einen Frosch verwandelt.

28. Folge (August 2021)

Rücksichtslos
"Menschen benehmen sich Maschinen gegenüber häufig rücksichtslos, ausnutzend und ohne Schuldgefühle.“
Das schreibt das Darmstädter Echo in seinem Wirtschaftsteil vom 12. Juni und redet dabei nicht von meinem gebrauchten Fahrrad.
„Das haben Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Universität London in einer Studie zum Umgang von Menschen mit Künstlicher Intelligenz (KI) herausgefunden.“
Der Umgang mit natürlicher Intelligenz (NI) wurde also nicht untersucht.
„Die Rede ist sogar von einer ‚Ausbeutung von Algorithmen‘.“
Klingt für uns wie ein kommunistisches Maschinist.
„Das könnte etwa im Verkehr mit autonom fahrenden Autos zum Problem werden.“
Wir sind nicht so optimistisch.
„Die Untersuchung habe gezeigt, dass Menschen Maschinen zunächst dasselbe Vertrauen entgegenbrächten wie ihren Mitmenschen.“
Für jemanden wie mich, der seinen Toaster, seinen Wasserkocher und sein gebrauchtes Fahrrad kennt, ist das ein gewagter Satz.
„Doch dann begännen die Unterschiede: Menschen seien sehr viel weniger bereit, auf eine KI Rücksicht zu nehmen als auf ein menschliches Gegenüber.“
Das stimmt. Es muss grausam für unseren Anrufbeantworter sein, aber beim Abendessen gehen wir nicht ans Telephon.
Wir empfinden solchen Texten gegenüber eine tiefe Dankbarkeit. Sie müssen ihrer Benutzeroberfläche deshalb keinen Kuss geben. Aber Sie sehen jetzt ein: diesen Newsletter nicht weiterzulesen: das wäre inhuman.

Stillos 😋
Viele in der Eifel haben ihr Haus verloren, einer hat sein Dummejungenfeixen behalten. Wir dürfen uns aussuchen, ob Armin Lachet zu gefühllos, zu unreif oder zu dumm ist, um den den nächsten Kanzler zu spielen.

Makellos
Wir haben Anfang August immer noch nicht die erste Tomate geerntet, uns war nicht bewusst, dass wir eine Nacktschneckenzucht betreiben und statt der trockenheitsverträglichen Stauden hätten wir auf dem neuen begrünten Vordach auch Seerosen setzen können.
Aber den Hortensien geht es dieses Jahr richtig gut.

Sinnlos
Amazon, das vorbildliche Unternehmen mit seinen unzähligen glücklichen Arbeit:Innen* (oder so ähnlich; aber die, die es tun, tun es weil sie Geld dafür kriegen).
Amazon, dessen Chef:In nicht im Weltall * verschwunden ist.
Amazon will bei seinen Filmproduktioninnen dafür sorgen, dass Schwule nur noch von schwulen Schaupieler:Innen und Lesben nur noch von lesbischen SchauspielerI:nnen – sagen wir mal nicht gespielt, sondern verkörpert werden.
Schade um die Filmstoffe, die im Mittelalter ansiedeln, weil hier das korrekte Casting nicht nur temporär an Grenzen stößt, sondern auch die Authentizität und Korrektheit von Bißwunden entstellt würden.
Wir sind sehr neugierig, wie das in den Krimis mit den vielen Psychopathen, Sadisten und Serienmördern weitergehen wird.
Bestimmt werden in den Gefängnissen Plätze frei: auch für Amazon Manager.
Bislang sahen wir das Privileg unseres Berufes nicht darin, uns selbstverwirklichen zu dürfen, sondern jemand anderes sein zu können.

Hemmungslos
Wir spielen wieder. Wenn Sie an Ihr Leben noch andere Ansprüche stellen, als es korrekt zu absolvieren, könnten Sie Freude an unserer Beschäftigung mit Identitätspolitik im Rahmen des grassierenden Egoismus haben:
am 7. August beim Wohnprojekt Agora, Erbacher Straße am Ostbahnhof.

Einen schönen Sommer wünschen
Eure Kabbaratze

27. Folge (Dezember 2020)

Wo zu?

Wirken Fichtennadeln viruzid? Ist das W-Wort systemrelevant? Was ist der Unterschied zwischen Föderalisten und Föderalasten? Wozu sind die Theater zu? Wie konnte aus jemandem, der bei der Addition von drei und fünf neun ruft, ein Querdenker werden? Oder sind wir zu blöd zum fein achten?

Zu früh?

Wir haben in unserer Verwandtschaft eine 91jährige, die sich nicht gegen Corona impfen lassen will. Wegen der möglichen Spätfolgen. Genau diese Spätfolgen würden wir gerne erleben. Deshalb lassen wir uns impfen.

Zu spät?

Auch in unserer Kindheit gab es bei Familienfeiern selbstbesoffene Onkel, die erwachsen taten, aber Dummschwätzer waren. Armin Laschet, der Weihnachtsmann der CDU, das ist so einer.

Zu schön

Irgendwann 2021 die Zeitung aufschlagen - und rein gar nichts über Donald Trump lesen.

Viel zu früh! 

Nein, das sind keine Osterlämmer, das sind Adventsschafe bei Biebesheim. 


Die Störche bei Büttelborn sind auch noch nicht zurück, über dreißig sind gar nicht erst losgeflogen. 


Und wir glauben auch nicht, dass die Iris im Garten schon im Dezember blühen. Aber wir sind überzeugt: es kommen auch wieder andere Zeiten. Wenn Sie beim Einschlafen im Bett den rechten Fuß auf den linken legen haben Sie reelle Chancen - früh links erwachen.

Zusehen

Alle Jahre wieder findet im November die Darmsädter Präventionskonferenz statt. In diesem nicht. Stattdessen gibt es zum Thema „Stadtgesellschaft zwischen Rücksichtnahme und Egoismus“ einen Trailer. In dem 55-minütigem Film sind auch 5 kurze Szenen von uns zu sehen: ausgefallene Präventionskonferenz


P.S. Seit 30 Jahren stehen wir am 24. Dezember auf der Bühne. Dieses Jahr wollen wir an Heiligabend „Das Leben des Brian“ gucken: Always look on the bright side of life. Und immer gab es einen kleinen Jahresrückblick. Den gibt es noch kleiner - zwischen den Jahren - auf unserer Homepage. 

Eine schöne Weihnachtszeit, bleiben Sie, bleibt Ihr gesund - alles wird gut -
Eure Kabbaratze